Elias Khoury

Elias Khoury Bab asch-Schams

Bab asch-Schams

Elias Khoury

Dar Al-Adab
Sprache: Arabisch
5. Auflage (2008)
Paperback, 528 Seiten
ISBN 9789953890166
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Das Tor zur Sonne. Auf der Suche nach der verlorenen Geschichte - Elias Khourys grosser Palästina-Roman In moderaten israelischen Kreisen spricht man, mit verlorenem Blick auf das anhaltende Chaos des Nahostkonflikts und die Verhärtung der Fronten, von«Hamatzav», der«Situation». Der Begriff signalisiert Resignation, Ergebenheit und mangelnde Handlungsmöglichkeiten. Bei den Palästinensern heisst eine umfassend fatalistische Chiffre«an-Nakba», die Katastrophe. Konzentriert auf den historischen Kern, ist das die Vertreibung von etwa achthunderttausend Palästinensern aus ihrer Heimat Galiläa im Gründungsjahr des Staates Israel 1948. Diese Seite des historischen Geschehens ist dramatisch unterbelichtet, wissenschaftlich-historisch schwach reflektiert und politisch, wie alle Welt sieht, ungeklärt. Für die Literatur ist«die Katastrophe»eine Herausforderung in eigener Sache. Man kämpft hier schon länger gegen eine falsch verstandene Pflicht zum politischen Engagement, allerdings nicht gegen die Verantwortung vor der Geschichte. In enger Verbindung dessen, was als das«palästinensische Drama»im öffentlichen Bewusstsein spukt, mit dem, was der Dichter Mahmoud Darwish als«Hinwendung zum Menschlichen in diesem Volk»einfordert, hat Elias Khoury jetzt den grossen Roman der Katastrophe geschrieben. Der Chor der anderen Geschichte Das palästinensische Drama in Elias Khourys literarischer Ausformung basiert zunächst auf der mündlichen Geschichtsüberlieferung. Khoury hat in den siebziger Jahren in den Lagern in Libanon gelebt und geforscht und kennt die widersprüchlichen Erinnerungen aus erster Hand - sie schwanken zwischen geschichtsblinder Heldenmythologie und gegenwartsvergessener Selbstkasteiung. In vielen der überlieferten Erzählungen wird ein unwidersprochener Mythos vom heroischen Widerstand kolportiert, in Erfahrungsberichten von Zeugen dagegen sprechen eher abgeklärte Menschen. Heldenhaft ist ihr Verhalten in diesen Versionen der Vertreibung aus den Dörfern, der Flucht in die Olivenhaine und schliesslich nach Libanon oftmals nicht. Die misslungene Rückkehr, planlose Gefechte und der verlorene zweite Palästina-Krieg im Jahr 1948 trüben das mythisch verklärte Bild vom Widerstand. Diese in den Roman übertragenen Artefakte mündlicher Geschichtsüberlieferung bilden eine Art dokumentarisches Gerüst, die Rekonstruktion der Ereignisse aus dem Chor der Zeugen. In die Literatur übersetzt, erzeugen sie ein einzigartiges historisches Panoptikum von der Zeit des britischen Mandats (bis 1947) bis in die Gegenwart der Flüchtlingslager in den neunziger Jahren. (Neue Zürcher Zeitung).